Der erste bekannte Besitzer des Hauses war Jörg MEROLDT, Bäcker. Das Haus wurde im Stadtbrand 1536 zerstört. MEROLDT wird in Urkunden und Steuerbüchern von 1530 bis 1566 genannt.
Sein Sohn Caspar MEROLDT wird in den Steuerbüchern bis 1572 erwähnt. Sein Beruf ist nicht bekannt, doch ist er in vielen Ämtern nachzuweisen:
1560 Fischherr der Stadt Weiden
1568 Lehenträger für die Schneidermesse
1569 Verwalter der Vazierenden Messen
1570 Regierender Bürgermeister der Stadt bis zu seinem Tod im Jahr 1574
Der Hausnachfolger Sebastian KASTNER handelte mit Eisen und Wein. Er heiratet 1567 Ursula Dürnhuber aus Landau in der Pfalz. Zwischen 1568 und 1581 werden ihm 9 Kinder geboren.
In der Türkensteuer vom Jahr 1588 hat das Haus einen Wert von 600 Gulden, das Gesamtvermögen wird mit 2.678 Gulden versteuert. Zum Haushalt gehören ein Knecht und 2 Mägde. Das zum Haus gehörige Malzhaus zum Engen Gaßl wird um 1590 dem Nachbarn Peuerl verkauft. Auch Sebastian KASTNER ist zum Wohle der Allgemeinheit tätig und ist lange Jahre Verwalter des Reichen Almosens.
Der 1570 geborene Sohn Kaspar KASTNER heiratet 1592 die Nachbarstochter Katharina Weiß. Aus der Ehe gehen 1593 und 1594 die Söhne Sebastian und Christoph hervor. Von den Großeltern, Bürgermeister Hans Weiß und dessen Frau Anna Rieger aus Pfreimd, erben die zwei Enkel drei Häuser am Unteren Markt, Grundstücke und den Zehent zu Teisseil.
Der Witwer Kaspar KASTNER heiratet in zweiter Ehe 1597 Margarete Kastner von Pfrentsch.
Die Söhne CHRISTOPH und SEBASTIAN sind von ihrem 18. Lebensjahr an fast ständig auf Reisen. In Weiden sind sie von 1614 bis 1618 meist nur um an Hochzeiten ihrer Freunde und Verwandten teilzunehmen. CHRISTOPH KASTNER ist im Jahr 1614 in Heilsbronn, anschließend gibt er eine „Valetmahlzeit“ - also ein Abschiedsessen - bevor er nach Amberg geht. Im Jahr 1615 findet man ihn in „Hellmühle“, Nürnberg und Pfrentsch, später schickt man seinen „Stibicht“ - also sein Reisegepäck - nach Schlez. 1616 und 1617 findet man ihn in Jena, dann in Trockau, 1618 in Prag. Anschließend kommt ein Brief aus dem „böhmischen Lager bei Waidhaus“ und man schickt einen Boten nach Prag, der 1619 die Todesnachricht bringt. Haupterbe ist der Bruder SEBASTIAN, doch sind auch Legate an Freunde bis nach Wien auszubezahlen.
Auch der Bruder SEBASTIAN reist, so nach Neunburg vorm Wald, nach Waldau – liegt krank in Pleystein und ist mehrmals beim Bruder in Jena. Im Jahr 1617 zahlt der Vormund das Schreiben von 30 Ladungsbriefen zur Hochzeit. SEBASTIAN KASTNER heiratet am 02. Dezember 1617 in Weiden die Witwe Kunigunde des Pfarrers Stephan Hopfner aus Luppburg bei Kallmünz. Hopfner war auch ein Weidnener Bürgerssohn gewesen und seine Frau, eine geborene Faber, die 1598 in Weiden einen Sohn Stephan geboren hat.
Im Jahr 1629 verlässt SEBASTIAN KASTNER als Emigrant nach der Rekatholisierung Weidens durch Kurfürst Maximilian I. von Bayern-München die Heimatstadt, denn die Familie Kastner gehörte zu den alteingesessenen evangelischen Weidener Bürgern.
Mit einem Vetter – Wolf CASTNER – zog er ins evangelische Creussen bei Bayreuth. Sein weiterer Lebensweg ist unbekannt.
Bereits im Jahr 1636 bemüht sich der aus Siegritz stammende gebürtige Benedikt Erhardt, der die Weidner Fuhrmannstochter Kunigunde Kaufmann geheiratet hat, um das Weidner Bürgerrecht.
Mitten im 30-jährigen Krieg erwirbt er das Haus am Unteren Markt, das nun nach der Abtrennung des Malzhauses, noch einen Wert von 350 Gulden hat. Im Jahr 1637 versteuert er 2 Pferde, eine Kuh und ein Schwein. Er versucht mit seinem Schwager, Georg Friedrich Beer, in den Kriegswirren einen Fuhrbetrieb aufrecht zu erhalten. Vierspännig fahren sie vor allem nach Nürnberg und Salzburg, aber 1638 verlieren sie in Franken ihre Pferde und können nur noch das nackte Leben retten. Sie versuchen sich durch Getreidefuhren aus Böhmen immer wieder durchzuschlagen.
Als Benedikt Erhardt 1663 stirbt, ist die Familie mit 7 Kindern immer noch sehr arm. Das Steuerbuch von 1654 meldet schon damals nur noch eine Kuh, ein „Schweinderl“, ein „Pferdlein“ - und nichts als Armut. Der 30-jährige Krieg war natürlich einem solchen Fuhrgeschäft eher abträglich und so musste die Verarmung zwangsläufig kommen.
Mit der endgültigen Einführung des Simultaneums, also der Gleichberechtigung von Katholiken und Protestanten in Weiden, am 21. September 1663, werden alle städtischen Ämter vom Bürgermeister bis zum Totengräber und zur Hebamme doppelt besetzt. Dadurch wird es auch notwendig, einen zweiten Stadtschreiber zu bestellen.
Die alte Stadtschreiberei in der Nähe des Rathauses wird dem katholischen Stadtschreiber Johann Georg Koch eingeräumt. Als neuer evangelischer Syndikus kommt am 24. September 1663 der Notar Georg Alexander Pfannenstiel von Kulmbach nach Weiden. Als Dienstwohnung für die evangelische Stadtschreiberei kaufte man am 09. Oktober 1663 von der Witwe Kunigunde Erhardt um 500 Gulden das Haus am Unteren Markt, das im Laufe des Jahres 1664 baulich überholt wird, neue Türen und Fenster und eine neue Wasserpumpe bekommt.
Von da an wird das Haus als evangelische Stadtschreiberei bezeichnet.
DER VERKAUF DES EVANGELISCHEN SYNDIKATSHAUSES
Mit den Anfängen der Aufklärung – um 1750 – beginnt für Bayern eine Zeit der Vielgeschichtigkeit und Zwiespältigkeit ohnegleichen. Die Menschen des 18. Jahrhunderts, fest verwurzelt in Traditionen, werden ständig vom Gedankengut des Fortschritts und dessen Problematik bedrängt. Dabei wird oft Bewährtes und Vertrautes zerstört, ohne wirklich besseres zu bringen.
Der Spanische und der Österreichische Erbfolgekrieg lassen auch die Oberpfalz harte Notzeiten erleben. Durchzüge von bayerischen, russischen und französischen Truppen mit schweren Kriegssteuern bringen die Finanzen der Stadt an den Rand des finanziellen Zusammenbruchs. Vom Jahr 1799 ist eine Schilderung der Not des Bayerischen Staates überkommen, die genauso gut die Lage der Stadt Weiden schildern könnte: „Düstere Verhältnisse herrschen im ganzen Bayernland, überall Schulden und leere Kassen, ein versimpeltes Beamtentum und etliche tausend zerlumpte Soldaten“. Im Jahr 1803 hatten Bürgermeister und Rat zu Weiden 9.631 Gulden Schulden. Wegen der Verarmung der Bevölkerung stellte das beachtliche, seit Jahrhunderten überkommene Vermögen an Grund und Boden in Stadtbesitz keinen finanziellen Rückhalt mehr dar.
Der Mann, der Bayern aus dem wirtschaftlichen Chaos zum geordneten Staatswesen führte, war Freiherr von Montgelas. Er war es, der frei von geschichtlichen Bindungen das neue Bayern schuf und auch in seinen Dekreten und Erlassen den Städten den Weg in eine vermeintlich bessere Zukunft wies. Um die Stadt von ihrer großen Schuldenlast zu befreien, verfügte man von Obrigheits wegen den Verkauf und die Versteigerung fast aller stadteigenen Besitzungen, die bisher größtenteils in ihrer Nutzung oder ihren Erträgnissen Besoldungsanteile der städtischen Beamten waren.
Zum Zwecke der „Abledigung“ der bei der Stadt Weiden in den vorgewesenen Kriegsjahren auf Kriegsfrohnlieferungen sich angehäuften Gemeinschulden erfolgte erst die Schätzung und dann die Versteigerung der Werte an Häusern und Grundstücken aus dem Besitz der Stadt Weiden. Das Schätzgutachten des Jahres 1808 nennt folgende Besitzungen:
1. Unentbehrliche Gebäude, 12 Objekte mit 15.290 Gulden Wert, nämlich: das Rathaus, das katholische Syndikatshaus, das Fleischhaus und das Amtsknechtshaus, das evangelische und das katholische Hirtenhaus, den Wasserturm am Stadtbacheinlauf, den Flurerturm und die Stadtmühle, die Abdeckerei und die Ziegelhütte und zwei Gemeindewaschbänke in der Naab
2. Entbehrliche Gebäude, 6 Objekte und 4.935 Gulden Wert, nämlich: das evangelische Syndikatshaus, das Physikatshaus, den Türlturm, den evangelischen Nachtwächterturm in der Oberen Bachgasse, den Unteren Torturm und das Schießhaus.
Auch das Vermögen an unbebauten Grundstücken war beachtlich, nämlich:
3. an Feldern, 8 Objekte mit 4 1/40 Tagwerk Fläche und einem Wert von 650 Gulden
4. an Wiesen, 24 Objekte mit 28 23/24 Tagwerk Fläche und 8.850 Gulden wert
5. an Hutweiden, 16 Objekte mit 169 ¾ Tagwerk Fläche und 3.650 Gulden wert
6. an Waldungen, 11 Objekte mit 4.239 Tagwerk Fläche und einem Schätzwert von 153.670 Gulden
7. Tongruben, 1 Objekt mit 10 Tagwerk Fläche im Wert von 1.000 Gulden
8. An Weihern, 20 Objekte mit 460 1/4 Tagwerk Fläche im Wert von 7.213 Gulden
9. An Obst- und Grasgärten, 14 Objekte mit 1 5/6 Tagwerk Fläche und 2.570 Gulden Wert
Hinter der Bezeichnung „an Obst- und Grasgärten“ des Abschnittes 9 verbirgt sich der ehemalige Mauerring um die Stadt mit seinen Wällen, Gräben, Türmen und Toren.
Ein großer Teil der in den Abschnitten 1 bis 9 genannten Objekte wurde zwischen 1808 und 1820 an Privatleute verkauft. Man hoffte damit den aufwendigen Bauunterhalt einzusparen und die Finanzlage der Stadt zu verbessern. An Stelle der bisher gewährten mietfreien Dienstwohnungen und Besoldungsgrundstücken erhielten die städtischen Beamten Geldbesoldungen aus den sogenannten „Surrogaten“ der verkauften Objekte.
Es wurden dabei viel mehr Objekte veräußert als zur Schuldentilgung notwendig gewesen wären. Die erhoffte Deckung des Finanzbedarfes der Stadt aus den Zinsen der angelegten Verkaufserlöse blieb aber aus, denn die Geldentwertung zehrte Zinsen und Kapital auf. In unserer Zeit wäre die Stadt wohl sicher froh, wenn sie den für öffentliche Bauten und für den Straßenbau erforderlichen Grund und Boden aus eigenem Besitz bereitstellen könnte.
Am 30. Dezember 1808 verkauft der Stadtmagistrat Weidens um 3.261 Gulden das evangelische Syndikatshaus in der Unteren Stadt auf dem Platz zwischen den Häusern des Weißgerbermeisters Johann Bernhard Zemsch und des Rotgerbermeisters Michael Kraus an den Handelsmann Michael Busl. Dieser war von Beruf Leinenweber und wurde 1767 in Beidl als Sohn des Bauern Johann Michael Busl und seiner Ehefrau Anna Maria Preisinger aus Pilmersreuth geboren. Am 27. November heiratet er in Weiden, nun als Handelsmann bezeichnet, Margarete Zunner, Tochter des Müllers Wolfgang Zunner von der Hitzelmühle bei Sulzbach und einer Ehefrau Barbara Eckne von Großenfalz. Die Bestätigung über das Heiratsgut des Busl hat enthalten:
6 Maßl Korn
1 Maßl Weizen
4 Maßl Gerste
6 Maßl Hafer
1 Maßl Leinsamen
1 Kuh, 1 Kalb, 2 Mutterschafe und 2 junge Schafe.
Für das Bürgerrecht in Weiden muss Busl 50 Gulden bezahlen.
Er bringt es zu großem Wohlstand. So schätzt die Brandversicherung sein Vermögen auf 7.666 Taler.
Von seinen 8 Kindern heiratet 1834 der Sohn Anton Urban nach Ellwangen und bekommt ebenso wie seine Schwester Barbara schon 1829 eine Mitgift von 2.000 Gulden.
Der Handelsmann Busl, der auch noch andere Häuser erworben hatte, starb 1835 in Weiden.
Seine Witwe verkauft am 02. Juli 1839 um 2.800 Gulden das ehemalige Syndikatshaus mit einem gemeinschaftlichen Brunnen im Nebenhaus an den Metzger Andreas Baier. Dieser erwirbt am 21. Oktober 1839 von seinem Vater Georg Adam Baier um 700 Gulden dessen Fleischbankgerechtigkeit, die auf das Haus Nummer 156 am Unteren Markt übertragen wird. Zum Haus gehören 14 Tagwerk landwirtschaftlicher Grundbesitz.
Baier, geboren 1809 in Weiden, heiratet 1839 die Weidener Metzgerstochter Margareta Hägler, die 1852 stirbt. Aus der Ehe gingen 5 Kinder hervor. In zweiter Ehe heiratet Baier die Schneiderstochter Anna Katharina Röbl.
Diese verkauften das Anwesen am 30. Juli 1858 an den Weißgerber Emanuel Z E M B S C H um 3.385 Gulden. Dieser ist 1818 in Weiden geboren und heiratet 1865 die Brauereibesitzerstochter Mathilde Margarete Luise Wunderlich aus Krummenaab. Ihr erster Sohn stirbt als Kleinkind, der zweite Sohn Johann Bernhard Zembsch wird am 16. Januar 1868 nach des Vaters frühem Tod im Jahr 1867 geboren. Die Witwe Zembsch heiratet 1869 den Lokomotivführer Karl Friedrich Hott, geboren 1838 in Kaiserslautern.
Am 21. Januar 1889 wird das Haus an den Metzger Bernhard ROSCHER und seine Braut Margarete Schlosser, Schmiedemeisterstochter von Neukirchen verkauft. Roscher ist 1860 in Weiden und seine Frau 1864 in Neunkirchen geboren. Der Metzger Roscher starb im Jahr 1914. Seine Witwe führt das Geschäft fort und 1926 betreibt Georg MÄDL ein Kolonialwaren- und Schnittwarengeschäft. Im Jahr 1932 ist die Witwe Roscher noch Hausbesitzerin und Georg Mädl betreibt nun ein Mietautogeschäft.
Seit 1936 ist das Haus Unterer Markt 16 im Besitz der Roscher Erben, das Ladengeschäft hat nun Konrad Holzgartner, ein Friseur.
Nach dem 2. Weltkrieg ist 1949 Georg MÄDL Hauseigentümer. Die Familie Mädl hat das Haus Unterer Markt 16 im Jahr 1984 an Frau Rosa FORSTER aus Schirmitz verkauft.